
Editorial - the private matters
«The private matters», behauptet unser Claim. Er kündigt Privatangelegenheiten an und sagt gleichzeitig: Das Private spielt eine Rolle. Wieso etwas normaler- weise privat bleibt, hat unterschiedliche Gründe. Einige Dinge wollen wir niemandem erzählen, andere Dinge können wir nicht erzählen und wiederum andere will jemand erzählen, doch niemand hört so richtig zu. Dass es heute mit den sozialen Medien und dem allgegenwärtigen Präsentationswahn keine Privatsphäre mehr gäbe, ist ein Trugschluss. Es wird nur öffentlich gemacht, was «instagrammable», also tauglich für Instagram ist: der sonnige Strandurlaub, das neue Röckchen an der Gartenparty, das Kätzchen auf dem Lammfell. Aber das, was wirklich beschäftigt, bleibt im Verborgenen: die pflegebedürftige Grossmutter, die Arbeiter*innen, die hinter den Konsumgütern stecken, der wahre Grund für die gebrochene Hand.
Es geht in den eingeladenen Produktionen also um Lebensumstände und Wohnverhältnisse, um Arbeitsbedingungen und Identitäten. Und immer spielt dabei das Individuum eine grosse Rolle, auch wenn die Gesellschaft das manchmal gerne ignoriert. Die abgebildeten Geschichten in unserem Programm kommen aus Belgien, Bulgarien, Estland, Frankreich, Grossbritannien, Lettland, Moldawien, den Nieder- landen, Slowenien, Spanien, der Ukraine und aus der Schweiz.
Entsprechend diesem Thema – und viel- leicht auch den hygienischen Unsicherheiten dieser Zeit geschuldet – finden Sie im diesjährigen Programm neben dem klassischen frontalen Theater viele Formate für ein jeweils kleines Publikum. Falls Sie genauer wissen möchten, was Sie da erwartet, dann lassen Sie sich von uns beraten!
Jedes auawirleben ist ja gleich wichtig, aber so ein rundes Jubiläum nehmen wir trotzdem gern zum Anlass, um auf den Putz zu hauen. Dies ist die 40. Festivalausgabe, deshalb wollen wir nicht einmal, sondern zwölfmal, also täglich, 40 Minuten lang feiern – kurz, aber intensiv! Feiern Sie mit uns, denn was ist schon eine Party ohne Sie!
Neu ist, dass wir nicht nur ein Festivalzentrum auf dem Waisenhausplatz haben, welches tagsüber geöffnet ist, sondern auch einen Festival Club in der Grossen Halle fürs gepflegte Abhängen nach den Vorstellungen.
Hier finden Sie übrigens das ganze Programm 2022.
Wir freuen uns so fest aufs aua 2022 mit Ihnen!
Ihr aua-Team