Unheimliches Tal / Uncanny Valley
Maske. Abstand 1.5m. Reduzierte Kapazität.
Der Schriftsteller Thomas Melle lädt zu einer Lesung. Das Setting ist Standard: Sessel, Wasserglas und ein kleines Tischchen für den Laptop. Doch an Stelle des Autors sitzt ein Roboter mit der Statur, dem Gesicht, der Mimik und den Bewegungen Melles. Er verspricht uns einen «Vortrag über das Problem der Unstetigkeit und die Überwindung des Uncanny Valleys», jenes Unbehagen, welches der Mensch fühlt, tritt ihm eine allzu menschenähnliche Gestalt gegenüber. Wie praktisch so ein stellvertretender Androide doch ist. Für ritualisierte Veranstaltungen wie Lesungen, die Abend für Abend gleich ablaufen, muss man nicht mehr selbst hinhalten. Und vor allem hat die Maschine keine Stimmungsschwankungen. Dies ist insbesondere für Melle, der seine bipolare Krankheit als Geschichte des Kontrollverlusts beschreibt, ein entscheidender Vorteil.
Was bedeutet in dieser Konstellation die Frage nach Perfektion? Stehen Kopie und Original in einem Konkurrenzverhältnis zueinander oder helfen sie sich gegenseitig? Wer spricht und was hat er vor mit uns?
Die Produktion hätte bereits bei aua 2020 gezeigt werden sollen und musste abgesagt werden. Wir haben sie nicht nur deshalb erneut eingeladen, weil der Roboter der einzige Performer ist, der bestimmt vor dem Auftritt keinen Coronatest machen muss. Aber es hilft.
Helgard Haug, Stefan Kaegi und Daniel Wetzel haben im Jahr 2000 das Theater-Label Rimini Protokoll gegründet und arbeiten seither in verschiedenen Konstellationen unter diesem Namen. Stück für Stück erweitern sie die Mittel des Theaters, um neue Perspektiven auf die Wirklichkeit zu schaffen. Thomas Melle schreibt Stücke und Romane. Mit «Die Welt im Rücken» war er 2016 bereits zum zweiten Mal auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises.
Publikumsgespräch am 15.05.2021 um 22:45 im Festivalzentrum auf dem Waisenhausplatz
Einfach gesagt
An der Stelle des Schriftstellers Thomas Melle tritt ein Roboter auf, der genau gleich aussieht wie er. Ein Roboter macht keine Fehler und wird nicht müde. Aber ist das wirklich besser als ein Mensch, der sich immer wieder ein bisschen anders verhält?
Rollstuhlgängig
Das Schlachthaus Theater ist barrierefrei zugänglich und verfügt über ein barrierefreies WC.
Audiodeskription
Am 15.5. ist für beide Vorstellungen eine Audiodeskription erhältlich. Die Kopfhörer erhalten Sie an der Kasse.
Das Foyer ist mit einem Bodenleitsystem ausgestattet.
Wenn Sie eine Vorstellung mit einem Assistenzhund besuchen, haben Sie die Möglichkeit, ihn während der Vorstellung in einem Nebenraum warten zu lassen. Falls Sie dies wünschen, melden Sie sich bitte vorher bei uns bei silja.gruner@auawirleben.ch
Relaxed Performance
Die Vorstellungen am 14. und 15.5. um 19:00 sind Relaxed Performances. Der Raum ist nicht vollständig abgedunkelt. Es gibt keine lauten Geräusche. Sie dürfen während des Gesprächs rausgehen und wieder reinkommen. Es wird nicht erwartet, dass Sie völlig still dasitzen. Babys und Kinder sind willkommen. In der ersten Reihe stehen einige Sitzgelegenheiten (Sitzkeile, Kissen, Sitzball) für spezielle Bedürfnisse bereit.
Special Check-In
Falls Sie aus irgendeinem Grund das volle Foyer vermeiden möchten, Mühe haben mit der Menge in den Saal zu strömen oder einen speziellen Sitzplatz benötigen, melden Sie sich bitte vorher an. Jemand vom aua-Team begleitet Sie nach Ihren Bedürfnissen. Anmeldung: silja.gruner@auawirleben.ch
- Konzept & Regie
- Stefan Kaegi
- Text
- Stefan Kaegi und Thomas Melle
- Körper & Stimme
- Thomas Melle
- Dramaturgie
- Martin Valdés-Stauber
- Ausstattung
- Evi Bauer
- Animatronik
- Chiscreatures Filmeffects GmbH
- Gestaltung Silikonkopf
- Tommy Opatz
- Video Design
- Mikko Gaestel
- Musik
- Nicolas Neecke
- Produktionsleitung
- Rimini Protokoll, Epona Hamdan
- Licht Design
- Robert Läßig, Martin Schwemin und Lisa Eßwein
- Sound Design
- Jaromir Zezula und Nikolas Neecke
- Video Design
- Jaromir Zezula und Nikolas Neecke
- Touring
- Epona Hamdan, Martin Schwemin und Jaromir Zezula
Koproduktion Berliner Festspiele – Immersion, donaufestival, Feodor Elutine, FOG Triennale Milano Performing Arts, Temporada Alta – Festival de Tador de Catalunya, SPRING Utrecht
Aufführungsrechte: Rowohlt Theater Verlag, Reinbek bei Hamburg